Heute heißt es Abschied nehmen von Albanien. Das Land hat uns sehr gut gefallen, die Menschen sind ausgesprochen gastfreundlich und hilfsbereit, aber leider sieht man auch, dass das (normierte) Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (IWF, 2017) auf Platz 105, noch hinter Ländern wie dem Iran oder Namibia, liegt.
Montenegro hatten wir bei unserem letzten Balkan-Trip intensiver bereist, daher fahren wir dieses Mal nur durch. Ebenso durchqueren wir Bosnien & Herzegovina ohne größere Stops. Die Route durchs Hinterland führt über kleinere Orte, durch eine Wiesen- und Hügellandschaft. Auch hier ist es traumhaft schön. Die Einreise in die EU nach Kroatien dauert eine Stunde; unsere deutschen Pässe werden jedoch nur kurz betrachtet und man winkt uns schnell weiter.
In Drvenik nehmen wir dem Tipp eines Kollegen von Ina folgend die Fähre auf die dalmatinische Insel Hvar. Christophs fast schon beängstigendes Glück führt dazu, dass wir als drittletztes Fahrzeug auf die kleine Fähre rollen. Wir sind 45 Minuten vor Abfahrt am Anleger, Vorbuchungen sind nicht möglich und die Fahrzeuge, die sich 5 Minuten nach uns einreihen, müssen 1 1/2 Stunden warten. Besser hätte es nicht laufen können.
Wir durchqueren die hügelige Insel auf der einzigen Straße von Ost nach West, um zum Campingplatz hinter dem Hauptort Hvar zu gelangen. Den größten Teil der kurvigen Strecke geht es durch Wiesen, Buschlandschaft und niedrige Kiefernwäldchen. Zypressen, Weingüter und Verkaufsstände für Öl und Honig entlang dem Weg erinnern an die Toskana. Die Strecke ist insbesondere zu Beginn sehr eng und bricht ohne Leitplanken abrupt bis zu zwei Meter tief am Rand ab. Es wundert uns kaum, dass wir ein Fahrzeug auf dem Dach im Graben liegen sehen. Gott sei Dank stehen die Insassen daneben und ihnen scheint nichts passiert zu sein.
Wir finden einen wunderbaren Stellplatz mit Blick in eine kleine Bucht. Es ist ruhig und es geht ein leichtes Lüftchen. Morgens weckt uns eine Grille mit lautem Gezirpe; der Blick über den Kaffeebecher beim Frühstück könnte schöner kaum sein. Wir faulenzen den ganzen Tag, lesen, schreiben den Reisebericht, recherchieren für die nächsten Tage und genießen, dass es ausnahmsweise mal keine 37 Grad hat, sondern aufgelockert bewölkt ist.
Der Ort Hvar selbst ist aufgeregt und geschäftig. Am Hafen legen ständig Passagierfähren ab und an, Ausflugsboote fahren zu den nahegelegenen Badebuchten, die nur über das Wasser zu erreichen sind, Chartergesellschaften bieten ihre Dienste an, die Jachten der Reichen und Schönen wiegen sich ebenso sanft auf den Wellen wie kleinere Boote. Junge Frauen, braungebrannt und in knappen Bikinis und muskulöse Männer vertäuen die ankommenden Boote. Es reiht sich ein Restaurant an das andere, nur unterbrochen von Andenkenshops mit den immer gleichen, mehr oder weniger sinnlosen Souveniren. Das kulinarische Preisniveau ist mindestens drei Mal so hoch wie in Albanien und die Auswahl ist zum größten Teil „touristischer Fastfood“. Wir lassen uns von dem Rummel der Stadt treiben und genießen den ausgehenden Tag.
Mit der letzten von vier Fährfahrten für diesen Urlaub geht es nach Split; sie ist die zweitgrößte Stadt Kroatiens und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Bei der Ankunft am Hafen herrscht totales Verkehrschaos. Die Infrastruktur am Pier ist nicht für so viele Autos auf einmal ausgelegt. Überhaupt ist die Stadt nur voll; voll von Autos und voll von Touristen.
Wir haben Glück und finden sehr bald einen Parkplatz. So können wir die Uferpromenade entlang und durch den Diokletianpalast schlendern. Der ehemalige römische Palast wurde zu einer bewohnten Festung umgebaut. Enge Gassen schlängeln sich, einem Labyrinth gleich, durch den gesamten Komplex. Kleinste Cafés, Bars, Restaurants und Imbisse mit wenigen Sitzplätzen wechseln sich ab. Dazwischen immer wieder Pensionen und Hotels.
Das Wetter ist heute trübe und regnerisch; es hat kaum 20 Grad und windet. Außerdem ist uns der Trubel zu viel. Daher machen wir uns sehr bald wieder auf und nehmen die schnellste Strecke Richtung Plitvicer Seen sowie Sonne und angenehmen 22 Grad statt der 37 Grad der letzten Woche.
Der Nationalpark Plitvicer Seen ist UNESCO – ach, Ihr wisst schon. Der fast 300 Quadratkilometer große Park ist der älteste Nationalpark Südosteuropas. Die 16 hintereinander liegenden Seen sind über Bäche, Flussläufe, Rinnsale und Wasserfälle kaskadenartig über 130 Höhenmeter miteinander verbunden. Dazwischen wächst ein Urwald aus Bäumen, Büschen und Wasserpflanzen. Wir laufen über Holzstege und über erdig riechenden Waldboden zwischen den am frühen Morgen dampfenden Wasserflächen durch, wir genießen es, wie die Sonne zwischen den Zweigen glitzernd auf das Wasser fällt, wir nehmen eines der leise dahingleitenden Elektroboote über den Kozjak-See und fahren am Ende des hervorragend ausgeschilderten Weges mit einem Bus zum Eingang zurück. Der Park ist für uns ein absoluter Traum und wir genießen den relaxten, traumhaft schönen Tag. Einziger Wermutstropfen sind die Reisegruppen und Menschenmassen, die sich über die engen Wege schieben. Wir sind froh, am frühen Morgen ohne Anstehen im Park zu sein – am Nachmittag ist die Menschenschlange am Ticketschalter gut hundert Meter lang. Ruhe und Beschaulichkeit sind dann komplette Fehlanzeige.