Ein Wochenende in Mittelfranken

Mzungu steht campingbereit vor der Türe, wir haben keine anderen Termine und entscheiden uns, wegzufahren. Bekannte, mit denen wir schon in Lesotho unterwegs waren, haben ebenfalls Lust das Wochenende zu campen. Die beiden planen die Übernachtungen, wir bekommen bei der Abfahrt, wie beim Geocaching, die GPS-Koordinaten für die erste Nacht und lassen uns überraschen. Trotz Regen starten wir gut gelaunt ins Wochenende, denn schließlich ist gutes Wetter vorhergesagt.

Unser Ziel ist eine Stichstrasse mit Parkstreifen am Waldrand. Sie befindet sich zwischen Ostheim und Hechlingen am See, liegt etwas oberhalb der Durchgangsstraße und ist bei unserer Ankunft komplett leer. Da hier gar nichts los ist, lassen wir uns mit unseren Campern im Wendehammer nieder und genießen den warmen Abend. Wir kneten, belegen und braten gemeinsam eine leckere Pfannenpizza und quatschen bis tief in die Nacht über vergangene Reisen, Reisepläne und Reisefahrzeuge. Schön, endlich wieder unterwegs zu sein. Wir sind entspannt und relaxed, genießen die Natur, die sommerliche Abendluft, den Mondschein und können es kaum glauben, dass wir heute noch gearbeitet haben.

Nach einem späten und ebenso ausgiebigem wie gemütlichem Frühstück in der Sonne geht es am nächsten Morgen zum Hahnenkammsee. Der See gehört zum fränkischen Seenland und liegt idyllisch eingebettet in einer sanften Hügellandschaft. Das Freizeit- und Erholungsgebiet ist trotz der sommerlichen Temperaturen nicht übermäßig frequentiert. Riesiger Parkplatz, Strandbad, Kinderspielplatz, Biergarten – es ist alles da, was man für einen faulen Tag am See braucht. Und das in top gepflegten Zustand.

Wir sind aber nicht nur zum Faulenzen hierher gefahren, sondern wandern bei strahlendem Sonnenschein um den See und laufen durch den Wald zu den Resten eines Zisterzienserinnen-Klosters aus dem Jahre 1245. Von letzterem gibt es nur noch die überwucherten Grundmauern der einstigen Kapelle und eine Tafel, die die Sage der Herren von Hundt erzählt, die hier ihren Anfang fand. Die Wanderstrecke ist wunderschön, aber in der Hitze recht anstrengend. Wir kürzen ein wenig ab und gönnen uns zurück am See erstmal einen hopfigen Zitrus-Kick und ein Eis am Stiel. Nach einer kurzen kalten Dusche in Mzungu fühlen wir uns wieder wie richtige Menschen und es kann weitergehen.

Ina fährt uns zum nächsten Stellplatz im Norden von Dinkelsbühl. Der hübsch angelegte Platz liegt für uns perfekt, denn bis zur Altstadt sind es nur wenige hundert Meter. Bisher haben wir stadtnahe Stellplätze nicht genutzt. Uns hat es abends immer in die Natur gezogen. Wir werden das aber in Zukunft sicher öfter machen, denn es ist einfach praktisch. Wir parken auf dem Platz in einer der hinteren, größeren Parkbuchten und ziehen dabei ziemlich viele neugierige Blicke auf uns. Wir verstehen gar nicht warum …

Das Städtchen Dinkelsbühl liegt an dem Flüsschen Wörnitz und ist mit seiner Altstadt ein Traum. Man könnte in der Fußgängerzone ohne viel Aufwand einen Mittelalterfilm drehen. Die Geschäfte haben so klingende Namen wie Leseland, Kleiderwerkstatt oder Brothaus und die Gasthäuser heißen Goldener Hirsch oder Wilder Mann. Und einen Barber gibt es natürlich auch, Leuchtreklame ist hingegen Fehlanzeige. Wir bummeln bei perfekt blauem Himmel entlang der Stadtmauer und zwischen den bunten Fachwerkhäusern hindurch. Hier und da sitzen Störche auf den Dachgiebeln. Wir fühlen uns wie in einer anderen Zeit oder wie in einer Rollenspiel-Welt und genießen das Flair der Stadt. Nach einem zünftigen Abendessen geht es zurück zum Stellplatz, wo wir den Abend ausklingen lassen.

Sonntagmorgen regnet es. Erst tröpfelt es nur, und dann hat es mehrere kräftige Schauer. Es ist der erste regnerische Tag mit Mzungu. Anders als im Defender, wo fast alles draussen stattfindet, können wir nach dem ersten Kaffee trotzdem gemütlich frühstücken und es gibt sogar frisches Rührei. Nach dem Frühstück geben wir dem Wetter eine Schonfrist von einer Stunde. Wir lesen, hören Musik dabei und trinken Espresso – es fühlt sich an wie Urlaub. Leider nutzt das Wetter seine Chance nicht, es bleibt trübe, es nieselt immer wieder und es ist schwül. So fahren wir ein paar Stunden früher nach Hause als eigentlich geplant, um dort nochmal Sonne zu genießen.

Alles in allem war es ein entspanntes Wochenende mit neuen Erfahrungen. Mzungu hält in jeder Hinsicht genau das, was wir uns erwartet haben. In ein paar Wochen geht es zum nächsten Kurztrip, an dem wir wieder etwas Neues ausprobieren wollen. Wir sind jetzt schon gespannt, was uns erwarten wird und halten Euch auf dem Laufenden.